Buchmesse, Buchmausis und die Politik- was Bookstagram (mal kurz) nach der FBM 23 beschäftigt hat. Ein Protokoll

Buchmesse, Buchmausis und die Politik- was Bookstagram (mal kurz) nach der FBM 23 beschäftigt hat. Ein Protokoll

Buchmesse, Buchmausis und die Politik- was Bookstagram (mal kurz) nach der FBM 23 beschäftigt hat. Ein Protokoll

Die Welt war mir schon immer zu viel.

Zu meinem Glück habe ich das Lesen für mich entdeckt und kann in fantastische Welten abtauchen, wann immer ich Zeit finde und mir alles zu viel wird.

Also am liebsten eigentlich immer, aber das geht nicht.

Und ja, Bookstagram ist eine ganze Blase voller Eskapismus.

Damit wurde auch die Buchwelt und alle Personen darin zu einem weiteren Fluchtort für mich.

Doch die Welt lässt sich nicht ausschließen. Und nach der Frankfurter Buchmesse wurde das (mal kurz) offensichtlich.

Wenn ich ehrlich bin habe ich von der verschobenen Verleihung des LiBeraturpreises an die palästinensische Autorin Adania Shibli nicht viel mitbekommen. Bei diesem Artikel bei Zeit Online wird das Thema gut und verständlich aufgearbeitet und wiedergegeben, finde ich.

Daher habe ich meinen ursprünglichen Einleitungstext verworfen, in dem ich ausschweifend erklärt habe, warum ich den Eskapismus der Buchwelt brauche. Das wäre ohnehin nur peinlich geworden.

Das Thema über das ich heute schreibe, ist ohnehin bereits veraltet. Es geht um das Drama, dass sich nach der Buchmesse auf Bookstagram abgespielt hat.
In dieser Woche hatte ich Urlaub und war stundenlang auf Instagram.
Dieser Beitrag ist für alle, die in den Tagen nach der Buchmesse nicht täglich online waren und den ganzen Spaß bis auf Auszüge verpasst haben.

Und ein Protokoll gegen das Vergessen.

Und das ist passiert:

Die Tage der Frankfurter Buchmesse selbst:

Auffällig viele Polizisten befinden sich auf dem Gelände.*

Am Messesamstag gibt es in Halle 3 kein Durchkommen mehr. Viele beliebte Stände/ Verlage sind in dieser einen Halle, Buchverrückte stehen stundenlang Schlange.

Vom Bundesamt für magische Wesen (bafmw) haben bisher die wenigsten gehört.

Buchmessesonntag:

Viele Buchbloggende melden sich auf Bookstagram zu Wort, dass es am Samstag zu voll war.
Sie möchten darauf aufmerksam machen, dass dies besser organisiert hätte sein können, indem z.B. nicht alle großen und beliebten Verlage/ Stände in einer Halle untergebracht sind.
Man ist froh, dass keine Massenpanik ausgebrochen ist, denn viel hätte nicht mehr gefehlt.

Zeitgleich melden sich auch Buchbloggende und Autor*innen zu Wort, die sich über diese Aussagen lustig machen.
Der Messesamstag sei schon immer voll gewesen, warum gerade jeder mimimi, man hätte ja nicht hingehen müssen.

Montag nach der Messe:

@der _lesende_typ veröffentlicht ein Reel, dass mittlerweile über 40tsd Personen gesehen haben.
Es geht um das “Bundesamt für magische Wesen”, dass dem Lyx- Verlag die Schuld daran gibt, dass es am Messesamstag so voll und deshalb niemand ihren Stand besuchen konnte….
Der Stand musste deshalb vorzeitig abgebrochen werden und nun werden 20 000 gespendete Bücher zerstört.

Buchbloggende reagieren prompt und versuchen dem bafmw mitzuteilen, was für einen Schwachsinn er da verbreitet.
Das bafmw wirft selbstgefällig mit Beleidigungen unter der Gürtellinie um sich.

Buchbloggende werden unter anderem auch als “Buchmausis” beleidigt.

Sie machen sich daraufhin das Wort zu eigen, weil sich nicht beleidigen lassen und zeigen möchten, wie lächerlich sie das finden.

Dienstag nach der Messe:

Auch an der untragbaren Situation für körperlich eingeschränkte Personen ist laut dem bafmw der Lyx- Verlag verantwortlich:

Zwischen Dienstag und Donnerstag nach der Buchmesse:

Bookstagramm bebt. Buchmausis solidieren sich und nehmen das Wort in ihre Beschreibungen über sich auf.

Es gibt zwei Lager: Lyx- Buchmausis, die in erster Linie den Lyx- Verlag verteidigen möchten und Buchmausis, die sich einfach so nicht beleideigen lassen möchten.

Aber man ist sich einig: Die Aktion vom bafmw findet man absolut daneben.

Donnerstag nach der Buchmesse:

Buchmausis werden innerhalb der eigenen Bubble kritisiert. Wie man sich für so einen Scheiß solidarisieren kann und Energie aufwenden kann während so dermaßen viel Schlimmes in der Welt passiert (an dieser Stelle gab es verschiedene Auffassungen davon, welches weltbewegende/politische Thema gerade wichtiger ist).

Buchbloggende sollten gefälligst ihren privilegierten Status nutzen, um auf wichtige/politische Missstände aufmerksam zu machen anstatt den Lyx- Verlag zu verteidigen, der das gar nicht nötig hat.
Buchmausis haben komplett vergessen, was außerhalb ihrer Buchbubble passiert (aktuelle Missstände und politische Missstände hier einfüllen).

Freitag nach der Buchmesse:

Der ein oder andere Buchbloggende äußert sich in seinen Storys dazu.
Vorrangig wird die Sache mit den “Buchmausis” noch einmal erklärt, da diese nicht richtig gedeutet wurde.
Andere haben das Wort Buchmausi wieder aus ihren Profilen gelöscht.

Samstag nach der Buchmesse:

Das Protokoll endet hier. Das Thema ist genauso schnell verschwunden, wie es aufgetaucht ist.

Ich habe seitdem keinen einzigen Beitrag, Story oder Reel mehr zu dem Thema gesehen.
Sogar das bafmw ist wieder zum Tagesgeschäft übergegangen, weder der Lyx- Verlag noch die Frankfurter Buchmesse oder Presse haben sich je zu diesem Thema geäußert.

Und jetzt?

Jetzt weiß ich tatsächlich auch nicht, was ich weiter schreiben soll. Für mich persönlich war das sehr aufwühlend und es fühlt sich alles andere als “abgeschlossen” an.
Es fühlt sich bereits absolut surreal an. Aber dadurch, dass dieses Thema nicht nur mich, sondern auch viele andere tagelang beschäftigt hat, finde ich es wichtig das zumindest für die Nachwelt festzuhalten.

*Anmerkung zu den Polizisten:
Das war auffällig, wenn auch nur für mich. An jedem Eingang (und Halle 3 hatte sicher 10) waren mehrere Polizisten mit Schutzwesten und allem und haben mich kritisch beäugt. Als es immer voller wurde musste ich mich wirklich zusammenreißen, weil mir das Stunde um Stunde bedrohlicher wurde.
Ich hatte schon Angst, es hat im Vorfeld Terror und Attentat Drohungen gegeben.
Das Bild ist übrigens freitags an der Außenrolltreppe beim Bloggertreffen entstanden und es war eine gute Gelegenheit für mich rauszufinden, ob ich paranoid werde.
Die Autorin die ich darauf ansprach meinte allerdings nur: “ist mir gar nicht aufgefallen. Vielleicht um Diebstahl zu verhindern”.
Ähm, okay.
immerhin für die Autorin von Zeit Online war das eben so auffällig wie für mich.

Und jetzt du/ Diskussion erwünscht:

Wie hast du die Tage nach der Messe auf Bookstagram erlebt?
gehört Politik/das aktuelle Weltgeschehen für dich in die Buchwelt oder ist das für dich ein “safe space”?

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