
Wie man am besten keinen Verlag für sein Manuskript findet- Ein Erfahrungsbericht
Bildquellen: Die Bilder auf der Pinnwand habe ich mir auf einer Pinterest „Pinnwand“ gemerkt und zur visuellen Inspiration für meinen Roman ausgedruckt.
Eins vorweg: Wenn du erwartest in diesem Beitrag Tipps für die Bewerbung beim Verlag oder sogar den ultimativen Weg in einen Verlag zu finden, dann bist du hier falsch.
Heute teile ich nämlich den schmerzhaften und peinlichen Weg, mit dem ich bis jetzt noch keinen Verlag gefunden habe.
Aber vielleicht hilft es dir, nicht die gleichen Fehler zu machen. Zu wissen, was nicht funktioniert. Mit Sicherheit weiß ich es allerdings nicht, denn ich habe nie Rückmeldung erhalten (bis auf die ein oder andere Standard 0815 Absage).
Und ja, tut weh.
Heute ziehe ich mich hier mal richtig aus. Bitte steinigt mich nicht, ich teile nur meine Erfahrungen.
Denn ja, ich bin eine Versagerin. Kein Verlag will mein Manuskript. Wahrscheinlich bin ich grottenschlecht. Amateurhaft nicht nur beim Schreiben, sondern auch beim Bewerben. Eine von Tausenden.
Denn Tausende senden ihre Exposés jedes Jahr an große Publikumsverlage, in der Hoffnung entdeckt zu werden.
Und ich oute mich hiermit. Ich habe wahrscheinlich das Gleiche gedacht wie jeder Einzelne von Ihnen.
Dass ich anders bin. Dass mein Manuskript entdeckt wird. Dass tausende Exposés entsorgt werden, weil sie einfach scheiße sind. Weil kein ordentliches Anschreiben beiliegt, oder kein ordentliches Exposé, und wenn doch, dann eine grottenschlechte Leseprobe. Oder die Kontaktdaten fehlen (kommt wohl öfter vor als man denkt) Aber nicht bei mir. Und wenn doch, dann sieht der Verlag wenigstens die Mühe dahinter. Die Professionalität. Das Potenzial.
Ich dachte ich hätte alles: Ein Anschreiben, dass Interesse weckt. Ein Exposé, dass keine Frage unbeantwortet lässt. Eine interessante Autoren- Vita und eine Liste bisheriger Veröffentlichungen (Weil, ich hab mich ja nicht einfach so beworben. Ich habe das systematisch geplant und an unzähligen Schreibwettbewerben teilgenommen und gewonnen, bevor ich mich überhaupt getraut habe, mich einem Verlag als Autorin vorzustellen).
Und dann natürlich eine Leseprobe, die gefühlt hundert Mal überarbeitet und gegengelesen wurde, in Normseiten formatiert. Ebenso wie das komplette Manuskript unzählige Überarbeitungsgänge hinter sich hat und genauso professionell formatiert wurde, bereit auf Nachfrage vorgelegt zu werden.
(Und mittlerweile, ein Jahr später, wurde das Manuskript sogar noch öfter überarbeitet)
Und wenn mein Schreibstil dann nicht überzeugt, meine Story dann niemanden mitreißt oder schlicht und einfach kein Markt oder kein Programmplatz da ist, dann würde ich doch zumindest diesen einen Satz in meiner Absage finden.
Der Satz, der mir Mut machen würde, weiter zu machen. Der Satz, der mir deutlich macht, dass mein Exposé gelesen wurde.
Auf den Satz warte ich bis heute. Auf den habe ich noch mehr gehofft als auf eine Zusage.
Also wollte ich sicher gehen, dass meine Bewerbung auch wirklich gelesen wird. Und dazu wollte ich, nein musste ich sogar, auffallen.
Auch wenn ich den Ratschlag, eben genau das nicht zu tun, oft gefunden habe. Mehrmals habe ich gelesen, man soll sich nicht künstlerisch austoben oder bunte und verzierte Briefumschläge benutzen.
Denn das wirkt unprofessionell und verzweifelt.
Doch ich habe auch einen Erfahrungsbericht von einem Krimi- Autor gefunden (Und ich kann ihn nicht mehr finden, glaub’s mir, dafür hab ich das Internet nochmal auf den Kopf gestellt)
Dieser hat den großen Publikumsverlagen einen Blumenstrauß mit einer morbiden Grußkarte geschickt (Vielleicht eine Morddrohung, wer weiß, darauf ist er nicht eingegangen. Definitiv passend zum Buch). Zwei Wochen bevor sein Exposé rausging.
Knapp die Hälfte der Verlage hat ihm geantwortet. Die meisten entrüstet über die geschmacklose Karte.
Und ein Verlag hat die Idee so super gefunden, dass sie das Buch unter Vertrag nahm. Ich schätze, das Manuskript war auch ganz gut…
Das wollte ich auch. Aufmerksamkeit. Wirklich gelesen werden.
Nur schreibe ich natürlich keine Krimis, sondern Urban Fantasy.
In meinem Buch geht es um Energie (Ich könnte hier natürlich weiter ausholen, aber darum geht es hier nicht).
Deshalb habe ich kleine und große Traubenzucker gekauft, passend zum Manuskript Etiketten erstellt, diese in mühevoller Handarbeit beklebt. Stressbälle besorgt, Königsblau (Die Farbe der Energiekugeln in meiner Geschichte). Königsblaue Kartons und Königsblaue Briefumschläge. (ich weiß, man soll ja keine farbigen Briefumschläge verwenden, aber ich wollte eben alles aufeinander abgestimmt. Man sollte am später verschickten Briefumschlag gleich erkennen von wem er kommt. Dazu war meine Bewerbung klassisch schlicht).
Zu den kleinen Paketen habe ich auch ein eigenes Anschreiben verfasst, indem ich den Mitarbeiter*innen des Lektorats energievolle und stressfreie Tage beim Prüfen von Exposés gewünscht habe.
In meiner Vorstellung haben es Lektor*innen auch nicht leicht, vor allem wenn sie tatsächlich alle Manuskripte prüfen sollten.
Also hoffe ich immer noch, meine Aktion hat wenigstens ein bisschen Freude in den Arbeitsalltag gebracht.
Ja, für mein Buchbaby habe ich weder Kosten noch Mühen gescheut, um es da zu haben wo ich es gerne sehen würde.
Insgesamt muss der Zeitaufwand so hoch gewesen sein wie für die Erstellung des kompletten Manuskriptes.
Doch habe ich nur diese eine Chance gesehen auf mich aufmerksam zu machen.
(Ich habe mich bewusst gegen eine Agentur entschieden, heute sehe ich das anders)
Nein, mein Gedanke dahinter war nicht Bestechung. Nicht mal wenn es funktioniert hätte. Und von verzweifelt war ich zu dem Zeitpunkt noch weeeit weg.
Ich wollte nur – will immer noch nur- die Chance, wahrgenommen zu werden. Und dementsprechend auch eine Absage selbst richtig ernst nehmen zu können.
Aber tatsächlich habe ich keine Ahnung, ob mein Exposé angeschaut und ehrlich abgelehnt wurde. Denn es war in keiner der wenigen Absagen ein entsprechender Hinweis. Und die meisten Verlage haben sich bis heute nicht gemeldet.
Also weiß ich auch nicht ob ich dir davon abraten oder dich ermutigen soll. Bei mir hat es nicht geklappt. So viel steht fest. Und es ist mir peinlich. So viel steht auch fest. Denn mit demselben Manuskript kann ich es nicht bei Agenturen versuchen (soll man auch nicht, wenn man es erst bei Verlagen versucht hat). Weil, vielleicht kennt man mich bei den Verlagen jetzt ja doch. Und lacht heute noch über mich.
Vielleicht bin ich nicht die Einzige mit solch einer Idee, und Geschenke werden genauso ungeöffnet entsorgt wie tausende von Bewerbungen, ohne auch nur vom Praktikanten geöffnet zu werden.
Und dazu war meinem Eindruck nach 2020 kein schlechtes Jahr für Debütoren und generell für deutsche Autor*innen. Bestimmt 80% aller Bücher von großen Verlagen, die mir letztes Jahr gekauft habe, waren Debüt´s und von deutschen Schriftsteller*innen. Dieses Jahr geht es genauso erfreulich weiter (Bitte weiter so, liebe Verlage).
Also kann ich nur sagen, bei mir hat es nicht funktioniert. Vielleicht bin auch einfach schlecht und keiner hat sich getraut es mir zu sagen. Vielleicht habe ich es mir mit den Päckchen auch versaut. Hoffentlich finde ich das wenigstens eines Tages noch raus.
An dieser Stelle könnte ich jetzt noch ein paar Tipps einfügen für die Verlagsbewerbung und Erstellung des Exposés. Schließlich habe ich unzählige Stunden damit verbracht mir dieses Wissen anzueignen.
Aber ehrlich: Ich hasse es, wenn unveröffentlichte Autor*innen das machen. Als wüssten die was funktioniert.
Tja, ich weiß es nicht.
Aber frag um Himmels Willen bloß nicht in Facebook- Autorengruppen!
Da gibt es nur zwei Sorten ultraanstrengender Autor*innen:
Die, die einem wirklich helfen können, und es nicht tun. (Einerseits, weil sie von Anfängern mit Fragen bombardiert werden, und andererseits, weil sie mit der Portion Glück zum Ziel kamen, die mir und vielen anderen fehlt, und einen daher meist gar nicht verstehen.)
Und die, die einem überhaupt nicht helfen können, aber trotzdem irgendwie ihren Senf dazugeben müssen, sei es auch nur mit Vermutungen. (Und von denen gibt’s unglaublich viele, da nehme ich mich bewusst zurück)
Meine Wahl sind das Internet (in dem sich ab und an auch erfahrene Autoren finden lassen, die einem helfen können) und Schreibratgeber.
Nach meiner Odyssee und einer langen Schreib- und Lebenskrise, die sich gewaschen hat, schreibe ich jetzt an einer Fortsetzung meines ersten Romanes. Vielleicht nicht mehr so motiviert, nicht mehr so schnell, aber kontinuierlich, immer mal wieder, Stück für Stück. Und vielleicht auch nur für mich.
Denn ich bin schließlich Autorin. Das geht nicht mehr weg. Ich kann nicht nicht schreiben, auch wenn es mal schwerer wird.
Aufstehen, Krone richten, Dokument öffnen, weiterschreiben, repeat & repeat. Und wenn ich doch mal wieder prokrastiniere, dann wenigstens halbwegs sinnvoll hier auf meinem Blog.
Hast du schon Erfahrungen gemacht? Oder mal eine persönliche Absage erhalten? Lass es mich in den Kommentaren wissen😉
2 Gedanken zu „Wie man am besten keinen Verlag für sein Manuskript findet- Ein Erfahrungsbericht“
Halloooo, dein Text hat mich wahnsinnig berührt. Ich hab die letzten 5 Jahre an meinem Buch “Lindenherz” gearbeitet und wusste, dass ich es veröffentlichen will – wenn nicht mit Verlag, dann alleine. Und obwohl ich selber mal dazu recherchiert und gebloggt hatte, dass man unbedingt zuerst Agenturen anschreiben soll, hab ich dann auch einige Verlage angeschrieben. Ich hab auch zwei Absagen erhalten. Dann hatte ich eh keine Geduld mehr zu warten. Deswegen hab ich das Buch jetzt im Selfpublishing herausgebracht und sehe es einfach als riesengroßes Experiment für mich selbst, als Learning. Wird es möglich sein, es nur ansatzweise zu bewerben ohne allen armen Followern damit auf den Wecker zu gehen (sag mir Bescheid…)? Wie reagieren die Leserinnen auf die Story? Und dann: Schnell ins nächste Schreibprojekt stürzen, dann kann mir die mögliche negative Kritik nicht mehr so viel anhaben, denn ich glaube schon wieder ans neue große Projekt. Und dann denke ich mir, dass die Geschichten einfach aufgeschrieben werden wollen und dass genau das eigentlich das ist, was mir Spaß macht. Nicht, dass es sich toll verkauft und ein Verlag es gut findet (obwohl mit Verlag sicher einiges einfacher wäre).
Also bitte sei nicht traurig und bleib dran am Schreiben! Ich fand die Ankündigungen auf den Verlagsseiten schon sehr grotesk. Da wurde schon prophezeit, dass man mindestens ein halbes Jahr Geduld haben müsse. Dass man vermutlich keine Antwort erhalten würde. Dass man gar nicht erst schreiben sollte. Und neulich hörte ich eine Verlagslektorin im Interview, die genervt von den Fragen der Moderatorin, wie sie denn neue Talente entdecke, meinte, sie suchen gar nicht nach neuen Talenten. Sie hätten eigentlich bereits genügend Autoren unter Vertrag und die paar neuen kämen über Empfehlung der alten dazu…
Also da dachte ich dann wirklich, damit muss ich jetzt meine Zeit nicht verbringen 🙁
Ganz liebe Grüße, Tala
Hallo Tala,
finde es immer total interessant von den Erfahrungen anderer zu lesen. Das mit dem Selfpublishing ist ein riesen Schritt! Ich bewundere dich total dafür, dass du diesen Weg gewählt hast. Und danke für die ermutigung, weiter zu schreiben. Momentan hänge ich noch mal mehr mal weniger in einer Flaute, aber die Ideen sammeln sich und nehmen in meinem Kopf gestalt an. Ob ich will oder nicht:)
Ich wünsche dir für deinen Debütroman nur das Beste, ich habe ihn mir auch schon bestellt 😉
Liebe Grüße zurück