
Wir müssen dringend über Cover sprechen…
Wir müssen dringend über Cover sprechen…
…denn so geht das nicht weiter. In letzter Zeit laufe ich an vielen (für mich) potenziellen Büchern vorbei. Meist müssen sie mir erst drei bis fünf Mal auf Instagram und Co. unter die Nase gehalten werden, von Bloggern bei denen ich weiß sie haben einen guten Riecher, bis ich einen Klappentext lese. Und feststellen muss, dass alles was zwischen mir und diesem Buch steht, das absolut irreführende und nichtssagende Cover ist.
Wie konnte es soweit kommen? Und warum machen da alle mit?
Vor meinem Buchblog, Bookstagram- Account und Buchboxensucht habe ich meine Bücher so entdeckt:
Buchhandlung, Abteilung Jugendbücher und Fantasy. Die ansprechendsten Cover landeten in meiner Hand. Von diesen Büchern musste nun noch der Klappentext überzeugen und in kritischen Fällen gab es einen Blick ins Buch. Dann durften sie mit.
Seit ich kaum noch in Stadt komme, haben Buchblogger*innen einen höheren Stellenwert bekommen. Denn die Buchhandlung im Ort führt eine erschreckend kleine Auswahl. Daher muss ich vorher wissen was ich will, damit ich diese bestellen kann.
Bis vor ein paar Wochen hat das denke ich auch gut geklappt. Aber vielleicht täuscht das auch, und ich habe schon unzählige gute Bücher schlicht und einfach übersehen. (und wer weiß wie lange schon)
Der Grund für diesen Beitrag sind also schlichte Cover und Cover, die mich täuschen.
Man nehme das Beispiel, dass mich dem Ganzen hat auf die Schliche kommen lassen:

Dieses Buch hat mich in einer Buchbox erreicht, und nur weil es eine Jugendfantasy Buchbox war, habe ich dann (überhaupt) noch erstaunt den Klappentext gelesen und herausgefunden, dass sich hierbei um ein klassisches Urban Fantasy/Romantasy Buch handelt.
Da. Wäre. Ich. Niemals. Drauf. Gekommen.
(Und zum Klappentext lesen hätte es dieses Cover im Laden auch nicht geschafft)
Das ist für mich das klassische Liebesroman/New Adult/ Young Adult/Wohlfühlroman/Chick Lit/Romance Gewand, in dem mittlerweile jedes dieser Bücher erscheint, und es bereits in dem Genre/ Genremix unmöglich macht etwas zu finden, weil jedes Cover gleich aussieht. Nur Rosa wäre es ein noch besseres Beispiel gewesen.
Was übrigens nicht mein Genre ist. Ich lese: Fantasy, Urban Fantasy (da das mittlerweile fast ausschließlich als Romantasy vermarktet wird, auch das, selbst wenn ich das Modewort unmöglich finde), Science Fiktion, Dystopien. Jugendbücher sind mittlerweile selten, lese ich aber doch ganz gerne ab und an.
Ebenso schafft es immer mal wieder unerwartet ein Belletristik Roman in mein Leserherz.
Zum Vergleich hierzu habe ich noch ein Cover des neuen Imprint von Piper, das sich auf Romance spezialisiert hat neben dem Romantasy- Roman, der diesen Artikel zu verantworten hat:


Natürlich überschneidet sich hier die Zielgruppe auch schon mal. Der entscheidende Punkt ist: Nicht immer. Und dafür bin ich wohl das Beste Beispiel. Für das eine bin ich die Zielgruppe, für das andere nicht. Da sich die Cover von meiner Sicht her nicht unterscheiden, verliert der Verlag dadurch einen Käufer.
Das Beste Beispiel für Bücher, die alle gleich aussehen und mich weder optisch noch inhaltlich (nicht mein Buchgeschmack) ansprechen, ist übrigens der Lyx- Verlag:



(Ich habe übrigens schon zwei Mal von einer Bloggerin gelesen, die erst Zuhause festgestellt hat, dass sie das eben gekaufte Buch schon besitzt. Ist bei den Viel- Lesern in dem Genre wohl keine Seltenheit, und ich kann mir gar nicht vorstellen warum…)
Der mittlerweile auch Fantasy und Urban Fantasy macht, was ich eher durch Zufall herausfand, weil ich das Buch bereits auf Englisch gelesen habe. Wenn ich mir dann das Cover für diesen Fantasy- Roman anschaue, frage ich mich dann schon ob die Verlagsmitarbeiter eigentlich selbst wissen was sie verlegen oder ob das für sie einfach alles das Gleiche ist:


Wenn jetzt aber plötzlich jedes Cover gleich aussieht, weiß ich nicht wie ich meine Bücher finden soll. Wer weiß, wie vielen Buchblogger*innen ich inzwischen wieder entfolgt bin, weil ich dachte das wäre nicht mein Buchgeschmack? ich finde das ehrlich erschreckend. Dabei weiß ich, dass Romance-Leser selbst sehr zufrieden mit dem Covern sind und ihr Regal “einheitlich” mögen. Dürfen sie ja auch.
Aber das sich das jetzt so durchzieht? Und plötzlich auf keinem Cover mehr etwas drauf ist? Und zwar egal welches Genre?
(Außerdem mag ich es ehrlich, dass ich meine Bücher auf Anhieb im Regal finden kann und weiß, welche ich bereits gelesen habe…)
Auch diese beiden Beispiele haben mich die letzten Wochen extrem verwundert. Es ist durch die Titel- und Farbwahl fast erkennbar, um welches Genre es sich handelt. Zumindest gut genug um mich nicht in die Irre zu führen:


Darüber hinaus, äh.
Da. Ist. Gar. Nichts. Drauf?
Ich bin absolut fassungslos, wenn ich lese, wie von den Covern geschwärmt wird. Und ich mich trotzdem einfach frage, worüber hier gerade geschwärmt wird. Darüber, dass der Titel draufsteht? Dass es eine Farbe hat und nicht weiß ist?
Ich komme mir echt verarscht vor. Auf diese Aussage wurde ich auf Insta auch mal direkt gefragt, was mir an dem großartigen Cover denn nicht gefallen hat. Da ich ja bereits geschrieben hatte, dass da gar nichts drauf ist, wusste ich dann aber auch nicht weiter….
Das wohl Überraschendste was ich hier jetzt schreiben werde, ist folgendes: Ich liebe schlichte Cover!
Ernsthaft, schaut euch dieses an:

Schlicht, ästhetisch, aussagekräftig. Also so, liebe Verlage, geht übrigens schlicht.
Das Cover macht sich auch hervorragend im Regal und zwar so, dass man es sieht.
Es ist übrigens eines meiner ultimativen Lieblingscover. (Farbe und Titel weichen hier etwas von meinem Exemplar ab)
Gute Beispiele sind zum Beispiel auch Bücher aus dem Fantasy Genre. Hier ist meist nur ein Element vertreten, und trotzdem weiß der Betrachter sofort, wie er es zuordnen muss.


Das ist allerdings auch wirklich das Mindeste und dürfte für mich auch noch eine Schippe mehr drauf haben.
Auch Dystopien gehen in offensichtlich



und schlicht


und sind trotzdem aussagekräftiger als ein Buch mit Titel und Farbe UND SONST NICHTS.
(unauffällige Blumen, Blätter und Rauch sind übrigens auch nicht aussagekräftig, da sie genauso (fast ausschließlich) auf Romance-Büchern zu finden sind)
Das man aber auch aus der passenden Farbwahl und dem Titel viel machen kann, beweist zum Beispiel Tala T. Alsted, die es übrigens auch verdient auf die Longlist des Selfpublishing- Preises 2022 geschafft hat:

Schlicht, aber direkt auf den Punkt und kein bisschen irreführend, wie ich finde.
So, ich bin fertig mit jammern. Und ich fühle mich recht einsam mit meinem Standpunkt, wenn ich mir die Cover- Schwärmereien von anderen so durchlese. Für die Zukunft sehe ich für mich viel Aufwand, die richtigen Bücher für mich zu finden, weil das wohl so schnell kein Ende hat.
Vor allem Urban Fantasy scheint von Covern mit Gesichtern:



zu Covern mit GAR NICHTS gewechselt zu haben:


Hier wurde wahrscheinlich sogar direkt auf die Leser eingegangen, denn kaum jemandem gefielen die Gesichter auf den Covern. Aber die Umsetzung lässt leider trotzdem zu wünschen übrig, denn das war nicht was ich mir als Leserin gewünscht hätte. An „The Lie in your Kiss“ bin ich sogar zehn Mal vorbeigelaufen und gescrollt, bis ich den Klappentext gelesen und herausgefunden habe um was es tatsächlich geht. Und Überraschung! Es ist kein Liebesroman….
Nachtrag: Schaue mir das Cover gerade zum zwanzigsten Mal an und habe soeben bemerkt, das da ein Mensch drauf ist….
Und was früher einfach Urban- Fantasy war, ist heute eben Romantasy. Aber bitte, liebe Verlage, nicht zu verwechseln mit Liebesromanen!
Das sind zum großen Teil noch immer ZWEI verschiedene Zielgruppen, und durch dieses Marketing wird eine davon vergrault…
Jetzt möchte ich es aber noch genauer wissen: Stimmst du mir zu oder bin hier ich das Problem?
Wenn es doch vielen so geht (und ihr euch einfach nicht traut etwas zu sagen), könnten wir auch eine Petition starten.
Und T-Shirts drucken lassen. Oder gleich einen Club gründen.
P.S.: Wie Tala an ihr Covermotiv gekommen ist, erfahrt ihr hier:
Dafür hat sie viel recherchiert und viele Beispiele für Fantasy- Cover zusammengestellt.
2 Gedanken zu „Wir müssen dringend über Cover sprechen…“
Dankeschön für deinen spannenden Artikel. Ich grübel auch oft über Cover. Offenbar sind die schlichten Textcover ein Trend, dazu Gold und Silber und Schrift als 3D-Art. Das wird der neue Trend, sagte neulich eine Coverdesignerin in einem Webinar. Aber ich geb dir sehr recht. Reine Young Adult Lovestorys fand ich bisher unterhaltsam bis langweilig, lieber will ich Fantasy-Elemente und eine Handlung neben der Lovestory. Und das soll man offenbar an hellen oder dunklen Farben erkennen?! Die Gesichter auf den Covern finde ich auch unpassend, die schränken die Leserfantasie von Anfang an ein. Naja, hoffen wir, der Trend der Überschneidungen der Genres geht bald vorbei. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch kein gutes Ergebnis ist, reine Young Adult Lovestory Leser Fantasy, die sie nicht haben wollen, unterzuschieben.
Viele liebe Grüße und gaaanz lieben Dank für die Erwähnung meines Covers 💚,
Tala
Die einfallslosen Cover bejammere ich auch immer mal wieder. Und ich kann gar nicht selbst gestalten, aber ich gucke doch schon seit Jahren einigermaßen mit Erfolg, da fällt sowas auf. ^^